Adventskalender

Ich habe mich letztes Jahr schon darüber gewundert, dass Adventskalender offenbar der “neue heiße geile Scheiß” sind. Damit meine ich nicht die ca. Din-A3-formatigen Teile mit Schoggifüllung. Nein, ich meine die Riesenkartons, die entweder eine Waschmaschine beherbergen könnten oder eben 24 Schachteln mit irgendwas drin. Diese sind für einen meist dreistelligen Betrag zu erhalten, was ich an sich schon ziemlich absurd finde. Aber gut, wenn jemand einen absoluten Lieblingsshop im Web hat und der eine als Adventskalender getarnte Schnäppchenkiste anbietet, warum nicht.

Was ich aber so ganz und gar nicht verstehe, sind die unzähligen Videos, die jetzt wieder überall aus dem Boden schießen und in denen die verschiedensten “Adventskalender” ausgepackt werden. Ja gut, vielleicht mag man nicht die Katze im Sack kaufen; wie gesagt, diese Kisten sind nicht gerade billig. Aber der Sinn eines Adventskalenders ist doch die Überraschung und die Freude, die einzelnen Türchen - bzw. hier: Schachteln - zu öffen und zu guggen, was drin ist. Nur hat gerade gefühlt jede:r zweite Content-Creator:in nix besseres zu tun, als die Vorfreude und Überraschung zunichte zu machen. Klar lautet das Gegenargument: Musstes dir ja nicht anschauen. Aber ich stell mir mal vor, ich hätte sone Monsterkiste und freu mich drauf, abends in Ruhe die Schachtel des Tages zu öffnen. Doch am Vormittag kommt mir meine Kollegin strahlend entgegen und ruft: “Na, heute war der Teigschaber drin, oder?” Super!

Ich frage mich außerdem, ob die Anbietenden solcher Adventsboxen über die Videos so glücklich sind. Ok, es ist natürlich Werbung: “Gugg mal, bei xy gibts sowas auch, das wäre ein Geschenk für soundso.” Aber siehe oben: Ob soundso sich über einen Kistenkalender noch freut, wenn er/sie schon weiß, was drin ist? Oder wenn ich mir überlege, von meinem Lieblingsshop das Boxtrum zu bestellen und erfahre vorab, dass ich von den 24 Dingen gerade mal drei oder vier wirklich brauchen kann? Nee, das kauf ich dann doch lieber einzeln. Kommt mich wesentlich billiger und ich hab kein unnützes Zeug bei mir rumstehen. Von dem ganzen Müll und den zusätzlichen Belastungen für die Zustellmenschen mal ganz abgesehen.

Ganz ehrlich: Ich habe mir schon seit vielen Jahren keinen herkömmlichen Adventskalender mehr gekauft. Weil das unterm Strich nur viel Verpackungsmüll für überteuerte Schokolade ist. Und aus der Haupt-Zielgruppe bin ich altersmäßig schon leicht herausgewachsen. Für das Geld kauf ich mir stattdessen eine Tafel meiner Lieblings-Luxus-Schoggi und genieße die Stück für Stück. Vielleicht schau ich dabei auch mal ein Adventskisten-Auspack-Video an und freu mich über all die Sachen, die es dabei zu entdecken gibt, für die ich zu 99 Prozent keinerlei Verwendung habe. Das eine Prozent? Das überleg ich mir bei einem weiteren Stückchen Schokolade :)

Angela Carstensen schreibt

am 29.10.2025 um 09:53:34:

Ich dachte schion, du meinst die vielen elektronischen Adventskalender, die viele Menschen herausgeben, um andere für ihren Newsletter zu begeistern 😉 Letztes Jahr hatte ich von den zunächst glaube ich acht abonniert, aber zur Dezemberhälfte hin hatte sich das schon sehr reduziert. Diese Sorte Kalender gefällt mir von der Sache her ganz gut, wenn ich jeden Tag eine Mail mit einem Denkanstoß bekomme.

Diese unfassbar teuren mehrfach eingepackten Adventskalender mit Kram drin verstehe ich auch nicht so ganz :D

Zauberweib antwortet

am 29.10.25 um 19:30:27:

Oh die elektronischen mag ich ganz gern! Allerdings gehts mir da oft wie dir, dass nach der Hälfte der Zeit die Hälfte der Kalender wegreduziert sind. :) Aber hier gibts eben wirklich noch die Überraschung, weil bei den allermeisten funktioniert kein spickern ;)