Zafu: Nähanleitung

Zafu: Nähanleitung

Ein Zafu ist ein Meditationskissen oder anders gesagt: ein rundes Bodenkissen. Außerdem ist es eine hervorragende Möglichkeit, Stoffschnippsel unterzubringen. Vor neun Jahren habe ich mein erstes Zafu gemacht, völlig frei Schnauze: Kreis, Kreis, dazwischen ein eingekräuselter Rand mit überlappenden Enden (Hotelverschluss), so dass immer wieder Stoffrestchen nachgefüllt werden können.

Es kam, wie es kommen musste: Inzwischen ist mein Zafu kurz vom Platzen:

altes Bodenkissen

Höchste Zeit, ein neues, etwas größeres zu nähen und da ich im Internet nur wenige, sehr unterschiedliche und fast ausnahmslos englischsprachige Anleitungen gefunden habe, werd ich hier ein bisschen ausführlicher.

Der (Zu-)Schnitt

Wie schon erwähnt, besteht (m)ein Zafu aus zwei Kreisen (Durchmesser je 40 cm) und einem Rand drumrum (Höhe: 34 cm). Der Clou bei dem Rand ist jedoch die Faltung; die ermöglicht das Mitwachsen des Kissens – also geradezu prädestiniert für eine Füllung aus Stoffitzelchen, Wollresten, u.ä.

Die Größenangaben sind natürlich nicht in Stein gemeißelt. Wenn du lieber ein kleineres Kissen anfertigen willst, kannst du die Maße entsprechend anpassen. Genau deshalb gibts weiter unten einen Abschnitt „Mathematik“.

Die beiden Kreise mit Nahtzugabe ausschneiden. Für den Rand brauchts einen Streifen von 34 cm Höhe zzgl. Nahtzugabe. Die Länge hängt u.a. von der Faltung ab. Ich habe mich für die 6:4-Variante entschieden:

Faltschema

Das bedeutet, Stofflänge zehn Zentimeter ergibt eine fertige Länge von sechs Zentimetern.

Faltung

Ein bisschen Mathematik

Kreisumfang = 2 * pi * r. Bei einem Durchmesser von 40 cm entspricht der Radius 20 cm -> 2 * 3,14 * 20 = 125,6 cm – so lang muss der fertig gefaltete Streifen also sein, damit er einmal um den Kreis passt.

Für sechs Zentimeter fertige Länge werden durch die Faltung zehn Zentimeter Stofflänge verbraucht, das bedeutet:

6,0 = 10
125,6 = ?

125,6 * 10 = 1256 : 6 = 210 cm Stoffverbrauch für die Faltung. Jetzt brauchts noch eine Überlappung für den Hotelverschluss von ca. 20 cm:

210 cm + 20 cm = 230 cm muss der Randstreifen lang sein. Bei einer Höhe von 34 cm zzgl. Nahtzugabe. (Auf eine Nahtzugabe für die Versäuberung der beiden kurzen Seiten kann verzichtet werden, da die erste und letzte Falte jeweils weggelassen werden).

Nähen – Teil I

Zunächst eine kurze Seite des Randstreifens schön versäumen. Das ist das Ende, das später sichtbar sein wird. Ich habs zweimal nach innen umgeklappt und zweimal drübergesteppt.

Das andere Ende habe ich nur einmal nach innen geklappt und bin mit dem Zickzick-Zackzack-Stich drüber. Das ist später innenliegend, unsichtbar, soll einfach nur versäubert sein und gut is. :)

Messen & Stecken

Jetzt kommt der langwierige Teil, das Abmessen und Feststecken der Falten. Fang an der schön versäumten Kante an und messe zehn Zentimeter ab – das wird die erste Markierung. Nach sechs Zentimetern die nächste, dann wieder nach vier Zentimetern. 6 cm – 4 cm – 6 cm – 4 cm usw. immer im Wechsel. Dies auf der anderen Kante genau so wiederholen – die Falten sollen in einer Senkrechten liegen.

Die Falte wird jeweils aus dem Vier-Zentimeter-Stück gebildet. Dazu – wie im Bild weiter oben ersichtlich – die Markierung nach den sechs Zentimetern auf die Markierung nach den vier Zentimetern legen, feststecken. Für alle Falten auf beiden Kantenseiten wiederholen. Ist ein bisschen langwierige Fleißarbeit, die sich aber lohnt. Die letzte Falte am „unschönen“ Ende kann weggelassen werden, das ist später der innenliegende Teil.

(Falls du dein Zafu kleiner machen willst, kannst du eine durchgehende Falte legen bzw. bügeln – aber bitte trotzdem auch feststecken!)

Nun die eine Längsseite mit einem Kreis zusammenstecken. Rechte Seite jeweils nach innen, beginnend am schönen Ende. Lieber ein bisschen mehr Nadeln nehmen, umso gerader wird hinterher die Naht. Das Ende überlappt den Anfang, so soll es sein, das ist das Prinzip des Hotelverschlusses.

Jetzt darfst du dir einen Cappuccino oder Tee gönnen und dann gehts weiter mit dem zweiten Kreis und der anderen Seite, die genauso zusammengesteckt werden.

Nähen – Teil II

Wenn du alles ordentlich fest- und zusammengesteckt hast, nähst du nun einmal rundum den Kreis mit der Längsseite zusammen. Und wiederholst das mit dem anderen Kreis auf der anderen Kantenseite. Anschließend die Nähte ggf. etwas zurückschneiden und verzackeln. Wieder verwende ich den Zickzick-Zackzack-Stich, weil der nochmal zusätzlichen Halt gibt.

Die Wende & das Ende

Alle Nadeln entfernt? Keine vergessen? Auch bei der Überlappung nicht? Prima, jetzt einmal das Innerste nach außen drehen und fertig ist das Zafu:

leeres Bodenkissen

Naja, noch nicht ganz, das ist ja jetzt nur die Hülle. Klassisch wird ein Zafu mit Kapok befüllt, das sind fluffige Pflanzenfasern. Es gibt die Varianten mit Spreu/Spelzen – oder eben mit Stofffitzelchen, die zu klein zur Weiterverarbeitung sind, aber halt doch immer wieder anfallen. Zum Beispiel beim Versäubern von Nähten. Oder Wollrestchen, die sind genauso geeignet.

Füllung

Nach dem „Umzug“ meiner bereits gesammelten Fitzelchen vom alten ins neue Zafu sieht es so aus:

volles Bodenkissen

Damit wäre eigentlich alles fertig. Aber natürlich kann gerne noch ein Bezug gehäkelt werden – einfach weil der waschbar ist. Und mal gewechselt werden kann. Hierzu einen Kreis (spirialig oder achteckig) häkeln, allerdings größer als vierzig Zentimeter. Einen zweiten Kreis in der gleichen Größe häkeln, anschließend weiter in Reihen für die Höhe. Diese aber nicht ganz schließen, sondern eine Öffnung lassen. (Darf ruhig ein Viertel des Umfangs sein). Wenn die gewünschte Höhe erreicht ist, mit dem anderen Kreis zusammennähen oder -häkeln. Ggf. in der Mitte der Öffnung Bänder anbringen zum Zubinden.

neues Bodenkissen

Das ist aber vermutlich eher eine Beschäftigung für hoffentlich in weiter Ferne liegenden kalten Winterabende. Ich wünsche euch viel Spaß beim Nähen und wer Spaß an Fummelarbeit hat, kann ein Mini-Zafu als Nadelkissen anfertigen.

Wenn ihr Fragen habt oder etwas unklar ist, bitte sagt mir Bescheid, dass ich die Anleitung ändern kann.

Im Original habe ich diesen Beitrag auf meinem wp-Blog am 1.8.2017 veröffentlicht.